Dirk und Kathy Weiß

Erfahrungsbericht aus 2024

Dirk und Kathy Weiß bewirtschaften seit 2012 einen Milchviehbetrieb in Kanada

Dirk und Kathy Weiß (54 und 52 Jahre alt), leben mit ihren vier Kindern seit 2012 in Manitoba, Kanada. Dort bewirtschaften sie einen Milchviehbetrieb mit 80 Hektar landwirtschaftlicher Fläche und 112 Kg an Milchquoten, wovon sie 70 bis 80 Kühe melken können. 

Familie Weiß

Von 1995 bis 2012 hatten Dirk und Kathy einen Milchviehbetrieb in Schleswig-Holstein. Doch dort gab es kaum Entwicklungsmöglichkeiten, es war schwierig Landwirt zu sein. Auch hatte Dirk immer das Gefühl keine Wertschätzung für seine Arbeit zu bekommen und der ständige Konkurrenzdruck mit anderen Landwirten ging ihm auf die Nase. Das Ausland spielte schon immer in den Gedanken von Dirk. 

In 2008 beschlossen Dirk und Kathy, dass sie aus Deutschland auswandern möchten. Erst haben sie sich im Norden Europas, in Dänemark und Schweden, umgeschaut. Doch da es dort dieselben Probleme und EU-Regeln wie in Deutschland gibt, war dies keine Option. Dirk und Kathy haben sich dann in Neuseeland und Kanada umgeschaut. Neuseeland fiel auch weg als Option, da es dort schlechte Sozialversicherungen gibt. Dank der guten Lebensqualität und den gut geregelten Sozialversicherungen, fiel die Wahl auf Kanada!

In 2010 machten Dirk und Kathy eine Rundreise durch Kanada, bei der sie sich viele Betriebe anschauten. Später gingen sie noch einmal hin, mit den vier Kindern. Kanada sprach die Familie gleich an, sie fühlten sich hier zuhause. Die Menschen sind sehr freundlich und das Land ist wunderschön. 

Die Familie beantragte daraufhin ihr Visum für Kanada. Sie hatten sich entschieden für Manitoba, da man hier mit wenig Eigenkapital beginnen konnte, dank des Neueinsteiger Programms, vom „Manitoba Dairy Board“. Hierbei bekommt man Milchquoten zu leihen, was das starten eines Milchviehbetriebs vereinfacht. 

In 2012 wurde der Milchviehbetrieb in Deutschland verkauft. Als die Familie dann ihr Visum für Kanada erhalten hatte, sind sie nach Kanada geflogen. Noch ohne Haus und ohne Betrieb. In den ersten zwei Wochen lebte die Familie in einem Hotel, danach kauften sie ein Haus. Hier haben sie mit ihren vier jungen Kindern, die jüngste 3 Jahre und der Älteste 10 Jahre, in den ersten Monaten gewohnt, bis ein passender Betrieb gefunden wurde. 

Dirk und Kathy kauften eine Beef-Farm. Dieser wurde jedoch schnell wieder verkauft, woraufhin sie einen lehrstehenden Schweinebetrieb kauften. Diesen haben sie komplett umgebaut auf Tiefstreu, sie waren die ersten in Manitoba die dies machten. Inzwischen sieht man dies sehr viel, Dirk und Kathy haben den Namen „Crazy Germans“ bekommen. Sie fingen klein an, mit 60 Kg an Milchquoten. Inzwischen haben sie 115 Kg an Milchquoten, wovon sie, je nachdem wie sich der Milch-Fett-Gehalt einpendelt, 70-80 Kühe melken können. Auch in der landwirtschaftlichen Fläche sind sie gewachsen, mit anfangs 30 Hektar und inzwischen 80 Hektar Eigentumsland. In Kanada haben sie wesentlich mehr Entwicklungsmöglichkeiten als sie in Deutschland hatten, es ist kein Vergleich zu Europa. 

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Die Landwirtschaft in Kanada ist gut geregelt. Man hat weniger Dokumentation als in Europa und es gibt super Tierärzte und Futtermittelberater. Die Familie Weiß wohnt 10 Minuten entfernt von der Stadt Steinbach, dem Landwirtschaftszentrum von Manitoba. Dort sind alle Händler, für Maschinen, Futtermittel und so weiter verfügbar. 

Die Milchpreise sind gut, momentan erhält man 90 kanadische Cent pro Liter Milch. Der Preis für Schlachtkühe liegt momentan bei 1.500 bis 2.000 kanadischen Dollar. Kreuzungskälber von 10 Tagen alt kosten männlich 550 Dollar und weiblich 450 Dollar. Die Preise waren auch mal niedriger, aber solche Schwankungen wie in Europa gibt es in Kanada nicht, die Preise sind viel stabiler. Auch gibt es in schlechten Jahren und Krisensituationen Ausgleichszahlungen, es gibt also eine gewisse Grundabsicherung. 

Das Leben in Kanada gefällt der Familie Weiß sehr gut. „Man ist hier freier, lebt hier in einer anderen Welt“, so Dirk. Die Integration hat gleich gut geklappt, die Familie wurde gut empfangen. Es gibt, so Kathy, sehr viele Einwanderer aus Europa, aus den unterschiedlichsten Ländern. Die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auch die Kinder fühlen sich in Kanada wohl. Sie sind sehr Fußball begeistert und spielen bei lokalen Fußballclubs. Auch sind in der Nähe Geschäfte und Schulen vorhanden. Die Familie hat viele Kontakt geknüpft und Bekanntschaften gemacht. In den ersten Jahren haben Dirk und Kathy viel Unterstützung von ihren Nachbarn erhalten, was ihnen bei dem Aufstarten des Betriebes sehr geholfen hat. Die Menschen sind vom Arbeitsklima miteinander hilfsbereiter als in Deutschland und man gönnt sich viel mehr, andere Farmer möchten das man Erfolg hat und bleibt. Dirk betont: „wen man arbeiten will, kann man hier viel mehr erreichen als in Deutschland“.  

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Die größte Herausforderung in Kanada ist das Klima. Im Sommer ist es sehr warm und im Winter sehr kalt, die unterschiede sind viel extremer als in Deutschland. Ein weiterer Unterschied zwischen Kanada und Deutschland ist, das man in Kanada keine Berufsausbildung braucht als Landwirt, es gibt viele Quereinsteiger. Auch ist die Kultur anders und sind die Menschen in Kanada anders als in Deutschland. Sie haben eine andere Mentalität, sind viel positiver und haben einen anderen Humor. 

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Ein Tipp den Dirk und Kathy deutschen Landwirten, die Auswandern möchten, mitgeben wollen, ist dass man sich sicher sein muss das man aus Deutschland weg möchte. Am Anfang ist es hart arbeiten und muss man sich auf Rückschläge einstellen, der weg kann holprig werden und man muss Durchhaltevermögen zeigen. Doch das allerwichtigste ist, das man sich integriert und bei Berufskollegen guckt, wie sie es machen, da alles in dem neuen Land anders ist. Man muss sich also anpassen können und offen sein für Neues.  

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